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Научные труды - Publikationen

 

publiziert in:

ZKG INTERNATIONAL 55 (2002) 5, pp. 92-99

 

 

Hans-Bertram Fischer

Boris Vtorov

 

Zur Charakterisierung historischer Gipsmörtel

 

Einleitung und Zielstellung

Der Baustoff Gips ist auf Grund seiner relativ hohen Löslichkeit im Wasser von ca. 2 g/l und der großen Lösungsgeschwindigkeit feuchtigkeitsempfindlich. Dies äußert sich beispielsweise in einem deutlichen Abfall der Festigkeit feuchter Bauteile (im Vergleich zu trockenen) oder in Umkristallisationserscheinungen, die zu einem verminderten Haftverbund im System Gipsputz/Putzuntergrund führen können.

Aus diesem Grunde sind Untersuchungen zur Verminderung des Feuchteeinflusses auf Gipsbaustoffe Gegenstand zahlreicher Untersuchungen der letzten Jahrzehnte /1-9/. Stellvertretend sei hier auf die Charakterisierung und Nachstellung historischer Gipsmörtel /2, 3, 4, 7, 8/ sowie verschiedene Ansätze zur Deutung und Verbesserung der Feuchtebeständigkeit /6, 1, 5, 9/ verwiesen.

Historische Gipsmörtel mit einer Standzeit von mehreren hundert Jahren haben bewiesen, daß Calciumsulfatbaustoffe durchaus feuchtebeständig sein können /2, 4/. Vermutet wird, daß hierfür bedingt durch Zusatzmittelzugabe Veränderungen der Dihydratkristalle (Textur) maßgeblich sein könnten /7/. Dabei wird zu Grunde gelegt, dass die verschiedenen Flächen der Gipskristalle unterschiedliche Löslichkeiten aufweisen. In Gipsmörteln, die über Jahrhunderte erhalten geblieben sind, müsste demnach eine Orientierung derart erfolgt sein, dass an exponierter Stelle sich jene Fläche(n) des Gipskristalls befinden, die eine geringere Löslichkeit aufweisen.

Durch experimentelle Untersuchungen sollte deshalb im Rahmen einer Studie zunächst herausgefunden werden, inwieweit es möglich ist, derartige Besonderheiten von historischen Gipsmörteln zu erfassen. Auf der Basis der erhaltenen Ergebnisse wäre es dann zukünftig möglich, dauerhafte Mörtel möglichst originalgetreu nachzustellen.

Durch den Auftraggeber (BV der Gips- und Gipsbauplattenindustrie e.V.) wurden folgende Proben für die Untersuchungen zur Verfügung gestellt:

Probe 1 (010):

Hochbrandgips

Versuchsbrand Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim

Probe 2 (011):

Mörtelprobe

hergestellt aus einem industriell gefertigten Hochbrandgips

(Techn. Hochbrandgips der Fa. Späth, ca. 1950, Bad Windsheim)

Probe 3 (012):

Mörtel

Geschoßgewölbe Neues Museum, Museumsinsel Berlin, 1845

Probe 4 (013):

Gipsestrich

Bad Windsheim, Altstadt, Seegasse, ca. 18.Jahrhundert

Probe 5 (014):

Gipsaußenputz

Bad Windsheim, Ecke Hainserwall-Schimmelgasse, 19. Jahrhundert

Probe 6 (015):

Gipsaußenputz

Bad Windsheim, Schwedenwall

Probe 7 (016):

Gipsdeckenputz

Bad Windsheim, Rothenburger Strasse 9

Es ist davon auszugehen, daß diese Gipsputze zwischenzeitlich mit Farb- und/oder Kalkanstrichen versehen wurden. Deshalb wurden die untersuchten Proben dem oberflächennahen Bereich entnommen (nicht direkt von der Oberfläche).

Entsprechend der Absprache mit dem Auftraggeber wurden zur Charakterisierung der Mörtel folgende Methoden angewendet:

à    Röntgendiffraktometrie,

à Elektronenmikroskopie,

à Dünnschliffmikroskopie,

à Texturuntersuchungen mittels Polfiguren und

à Quecksilberporosimetrie.

 

Untersuchungsergebnisse

Die Untersuchung des Gipsputzgefüges wurde mit Hilfe eines Elektronenmikroskopes (Environmental Scanning Electron Microskope: XL-30 ESEM) mit integriertem energiedispersiven Röntgenmikroanalysesystem durchgeführt. Die Phasenanalyse erfolgte mit Hilfe eines Röntgendiffraktometers D 5000 (Fa. Siemens). Die Textur der historischen Mörtel wurde mit Hilfe einer modifizierten Diffraktometeranlage MZ IV (mit Eulerwiege und Fox-Glasfaserkapillare) beurteilt. Im Polarisationsmikroskop JENALAB (Firma Zeiss) wurden die Dünnschliffe der Mörtelproben untersucht. Zur Charakterisierung der Porosität diente außerdem ein Quecksilberhochdruckporosimeter.

 

Röntgendiffraktometrie

Die zur Verfügung gestellten Mörtelproben (Proben 2 7) waren, bereits äußerlich erkennbar, inhomogen. Dies verdeutlicht die Abbildung 1.

Abb. 1

Inhomogenität der Mörtelprobe 4: Gipsestrich des 18. Jahrhunderts aus Bad Windsheim

 

Aus diesem Grunde wurden für röntgendiffraktometrische Untersuchungen einerseits Durchschnittsproben aufbereitet. Andererseits wurden Bereiche, die sich von der Matrix farblich deutlich unterschieden, separat untersucht. Die einzelnen Ergebnisse sind in der Tabelle 1 zusammengefasst.

Ein Vergleich zeigt, dass sich die Matrix der Mörtel (Proben 3 7) kaum unterscheidet. Die abbindefähigen Calciumsulfate haben sich fast vollständig in Gips umgewandelt. Anhydrit ist in geringeren (dabei leicht differierenden) Mengen nachweisbar. Quarz ist durchgängig in sehr geringen Mengen zu finden, selten als einzelne Körner (Entnahmestelle 5/3). Es kann somit von Verunreinigungen der Gipslagerstätten ausgegangen werden.

Speziell untersuchte, in die Matrix eingebettete Einschlüsse (z.B. Stellen 4/1, 4/2, 5/1, 5/2) könnten auf Grund ihrer Zusammensetzung Gipszuschlagkörner sein.

Vergleicht man verschiedene Proben miteinander, so kann man in einigen Fällen veränderte Relationen von verschiedenen DH-Peaks zueinander feststellen (Proben 3/0, 6/0 und 7/0).

 

Tabelle 1

Ergebnisse der Röntgendiffraktometrie

Probe

Stelle

Phasen

1 - Hochbrandgips

innen

Ausschließlich Anhydrit

 

außen

Ausschließlich Anhydrit

2 - Mörtel aus Hochbrandgips (1950)

2/0

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit

 

2/3, 2/4

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit

3 - Mörtel, Berlin (1845)

3/0

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit, wenig Quarz

4 - Gipsestrich, Bad Windsheim (18. J.)

4/0

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit

 

4/1

Ausschließlich Gips

 

4/2

Überwiegend Gips, etwas Quarz, wenig Anhydrit

 

4/3

Überwiegend Gips, wenig Quarz, wenig Anhydrit

5 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

5/0

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit, wenig Quarz

 

5/1, 5/1a

Fast ausschließlich Gips, kaum Anhydrit,

 

5/2

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit, wenig Quarz

 

5/3

Überwiegend Quarz, Gips, wenig Kalifeldspat

6 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

6/0

Überwiegend Gips, wenig Anhydrit

 

6/1

Überwiegend Gips, kaum Anhydrit

7 - Gipsdeckenputz, Bad Windsheim

7/0

Überwiegend Gips, etwas Anhydrit, Spuren Quarz

 

7/1

Überwiegend Gips, kaum Anhydrit

 

Texturuntersuchungen

Von ausgewählten Gipsmörteln wurden an der TH Clausthal mittels einer modifizierten Diffraktometeranlage Polfiguren gemessen. Die Ergebnisse der untersuchten Proben

2 - Mörtel aus Hochbrandgips (1950)

3 - Mörtel, Berlin (1845)

4 - Gipsestrich, Bad Windsheim (18. J.)

6 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

ergaben keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Proben 3, 4 und 6. Bei diesen Mörteln wurde eine [010] Fasertextur gefunden. In Mörtelprobe 2 war dies kaum zu erkennen. Auf Grund der relativ geringen, nicht quantifizierbaren Unterschiede, wurde auf weitere derartige Untersuchungen verzichtet.

 

Quecksilberporosimetrie

Die Messungen der Porosität wurden im Bereich F + E der Firma Gebr. KNAUF Westdeutsche Gipswerke in Iphofen durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Die Proben 3 und 7 enthalten neben Kapillarporen auch Luftporen (stark erhöhter Mittelwert des Porenradius). Der prozentuale Anteil der Porenfraktion weist bei diesen Proben 2 Maxima aus: 0,8 bzw. 1,5 m m sowie 100 m m. Für die übrigen Mörtelproben zeichnen sich geringe Unterschiede ab: das Maximum des prozentualen Anteiles der Porenfraktionen schwankt im Bereich von 0,7 ... 2 m m. Der Hochbrandgips unterscheidet sich selbstverständlich von den Mörtelproben.

 

Tabelle 2

Zusammenfassung der Ergebnisse der Quecksilberporosimetrie

Probe

Spezifische Oberfläche

(m2/g)

Mittelwert des Porenradius

(m m)

1 - Hochbrandgips

10,93

0,11

2 - Mörtel aus Hochbrandgips (1950)

1,32

0,36

3 - Mörtel, Berlin (1845)

1,45

23,86

4 - Gipsestrich, Bad Windsheim (18. J.)

1,28

0,83

5 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

1,22

1,11

6 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

0,83

0,80

7 - Gipsdeckenputz, Bad Windsheim

0,80

14,70

 

Ergebnisse der Shore-Härte-Bestimmung (nach DIN 53 505)

An den zur Verfügung gestellten Proben wurde die Shore-Härte ermittelt (Tabelle 3). Die angeführten Ergebnisse ergeben sich als Mittelwert mehrerer Einzelmessungen. Da keine planparallelen Flächen zur Meßwertermittlung genutzt werden konnten, sind die Resultate unter Vorbehalt zu betrachten. Zum Vergleich wurde die Shore-Härte an anderen Probekörpern ermittelt.

Eine starke Differenzierung bezüglich Shore-Härte scheint nicht möglich, da fast alle Probe einen nahezu gleiche Härte aufweisen. Lediglich die Probe 6 ist von geringerer Härte.

 

Tabelle 3

Ermittlung der Shore-Härte an historischen Gipsmörteln sowie Vergleichsproben

Probe

Shore-Härte

Skale D

Bemerkungen

1 - Hochbrandgips

Nicht bestimmbar

 

2 - Mörtel aus Hochbrandgips (1950)

85

 

3 - Mörtel, Berlin (1845)

83

 

4 - Gipsestrich, Bad Windsheim (18. J.)

80

 

5 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

80

 

6 - Gipsaußenputz, Bad Windsheim

75

 

7 - Gipsdeckenputz, Bad Windsheim

82

 

Vergleichsprobe: Marienglas

80

Senkrecht zu den Schichten

Vergleichsprobe: Marienglas

52

Parallel zu den Schichten

Vergleichsprobe: Gipskristall

80

 

Vergleichsprobe: AFE 80

85

14 d erhärtet

Vergleichsprobe: AFE 25

90

28 d erhärtet

 

Dünnschliffmikroskopie

Die durch Kunstharz verfestigten Proben wurden maschinell auf ca. 20 m m dünn geschliffen und anschließend im Polarisationsmikroskop JENALAB (Firma Zeiss) untersucht.

Abb. 2

Dünnschliffmikroskopische Aufnahme der Mörtelprobe 5 im parallelen Licht, 30fach vergrößert

(Gipsaußenputz, Bad Windsheim, Ecke Hainserwall-Schimmelgasse, 19. Jahrhundert)

1,2,3 Gips-Zuschlagkörne

MK intergranulare Mikrorisse in Gipskörnern

 

Abb. 3

Dünnschliffmikroskopische Aufnahme der Mörtelprobe im parallelen Licht, 30fach vergrößert

(Gipsaußenputz, Bad Windsheim, Schwedenwall)

Das Gipszuschlagkorn ist in der Nähe zur Matrix texturiert (leicht faserig). Die Gipsmatrix umgibt kleinere Körner (aus dem Zuschlag oder inerter Bestandteil des Bindemittels).

 

Im Ergebnis der Dünnschliffmikroskopie (siehe Abb. 2 und 3) lässt sich feststellen, dass die Mineralverteilung im Gefüge, Texturen und Mikrorisse in Gipszuschlagkörnern sowie Poren in der Bindemittelmatrix erkennbar sind.

Zur Unterscheidung von Mörteln, hergestellt aus aktuellen Bindemitteln, ist diese Methode sicher weniger geeignet, da sich die Gipskristalle wegen der geringen Lichtbrechung kaum unterscheiden (im parallel polarisiertem Licht). Hier sind mit Hilfe der Elektronenmikroskopie bessere Aussagen zu erwarten.

 

Elektronenmikroskopie

Abb. 4

Elektronenmikroskopische Aufnahmen der Mörtelprobe 4 - Gipsestrich Bad Windsheim, 18.Jahrhundert

 

Die Elektronenmikroskopie (siehe Abb. 4) macht deutlich, dass Kristallgröße und Kristallform des Gipses in historischen Mörteln sehr unterschiedlich sein können:

    Klein (< 1 m m), vereinzelt, bis nahezu kugelförmig gedrungen,

    Klein und verwachsen,

    Groß (ca. 10 m m), vereinzelt, quaderförmig,

    Groß (> 10 m m), nadelförmig, einzeln oder verwachsen.

Selbst innerhalb eines Mörtels sind derartige Unterschiede festzustellen.

Auswirkungen scheint in erster Linie das Verhältnis CaO zu SO3 zu haben, welches indirekt den Dolomit- bzw. Calciumcarbonatanteil charakterisiert.

Ein großes Verhältnis bedeutet einen erhöhten Gehalt an Dolomit- bzw. Calciumcarbonat und führt meist zu sehr feinen, oft verwachsenen Dihydratkristallen (blumenkohlartiges Aussehen).

 

Tabelle 4

Ergebnisse der Elektronenstrahlmikroanalyse (ESMA) mit dem Rasterelektronenmikroskop

Proben-

nummer

Betrachtete

Stelle

Charakterisierung der Probe

Kristallgröße

Ergebnisse der ESMA (Masseprozent)

CaO

SO3

SiO2

MgO

Al2O3

Fe2O3

1 (010)

Übersicht

Stelle 1

Stelle 2

Stelle 3

Stelle 4

... (faserig)

faserig                                         > 10 m m

faserig , büschelig                        10 m m

faserig, kleinere Kristalle             10 m m

gröbere, unförmige Krist.        4...10 m m

37,6

38,1

40,0

37,7

43,3

56,3

51,9

57,9

55,4

54,3

2,8

4,5

1,2

4,0

1,4

0,4

1,4

0,2

0,6

-

1,1

1,7

0,6

1,1

0,4

1,2

1,5

-

0,6

0,3

2 (011)

Übersicht

Stelle 1

Stelle 2

Stelle 3

Stelle 4

Stelle 5

...

große gedrungene Kristalle        10 m m

nadelige Kristalle                           8 m m

fein blumenkohlartig                   < 1 m m

große gedrungene Kr.                  10 m m

faserig aufgespalten ...

40,1

39,2

38,1

32,3

38,6

38,9

55,1

58,2

50,2

24,0

60,4

54,1

1,5

0,8

5,6

15,8

-

2,1

1,8

0,1

3,2

19,1

-

2,4

0,5

0,2

2,0

3,7

-

0,4

0,5

1,0

0,5

3,2

0,6

1,1

3 (012)

Übersicht

Stelle 1

Stelle 2

Stelle 3

...

faserig bis nadelig                    100 ? m m

gröber, länglich                               6 m m

fein blumenkohlartig                   < 1 m m

28,6

37,7

40,9

35,4

38,9

55,4

57,7

58,3

14,8

4,0

0,4

1,2

11,7

0,6

0,1

1,0

3,7

1,1

0,1

0,7

0,9

0,6

0,4

2,1

4 (013)

Übersicht

Stelle 1

Stelle 2

Stelle 3

Stelle 4

...

blumenkohlartig, verwachsen    < 1 m m

kleine, gedrungene Kristalle          2 m m

große gedrungene Kristalle         10 m m

große längliche Kristalle              10 m m

40,1

34,2

38,1

44,5

41,6

53,3

51,7

58,3

52,4

56,8

3,1

7,3

2,8

-

0,3

0,8

1,5

0,3

0,3

0,4

0,8

2,3

0,4

0,2

0,5

1,1

1,6

-

2,15

-

5 (014)

Übersicht

Stelle 1

Stelle 2

Stelle 3

...

gröbere, unförmige Kristalle          8 m m

kleinere, gedrungene Krist.       1..5 m m

blumenkohlartig, verwachsen    < 1 m m

40,4

38,8

39,0

38,1

57,7

58,4

57,7

58,4

0,8

1,3

1,5

1,1

0,3

0,6

0,3

0,6

0,4

0,5

-

0,1

-

0,2

1,0

1,3

6 (015)

Übersicht

Stelle 2

Stelle 3

...

gröbere, gedrungene Kristalle      5 m m

große, unförmige Kristalle           10 m m

38,3

37,5

41,2

54,4

59,2

55,3

2,5

0,1

2,0

1,5

1,2

-

1,7

0,5

0,8

1,2

1,3

-

7 (016)

Übersicht

Stelle 1

Stelle 2

Stelle 3

...

blumenkohlartig, verwachsen       1 m m

gröbere, unförmige Kristalle      4..8 m m

groß, länglich                              40 ? m m

39,5

37,7

39,9

34,5

54,1

56,9

57,7

52,4

2,6

2,1

1,8

3,4

0,8

0,8

0,1

0,9

1,3

0,8

0,1

0,9

-

1,0

-

3,2

 

 

Zusammenfassung

Da die Mörtelproben für die Untersuchungen zur Verfügung gestellt wurden (keine eigene Probenahme), war eine Einordnung hinsichtlich ihrer Witterungsbeanspruchung leider nicht möglich. Außerdem standen auch keine unterschiedlich beanspruchten Proben (z.B. Feuchteexposition) für Vergleichszwecke zur Verfügung. Aus diesem Grunde lassen sich keine diesbezüglichen Aussagen zum Zusammenhang von Ausbildung der Gipskristalle und Beständigkeit des Mörtels ableiten.

Anhand röntgendiffraktometrischer Untersuchungen lässt sich feststellen, dass sich die Matrix der Mörtel (Proben 3 7) kaum unterscheidet. Die abbindefähigen Calciumsulfate haben sich fast vollständig in Gips umgewandelt. Anhydrit ist in geringeren (dabei leicht differierenden) Mengen nachweisbar. Quarz ist durchgängig in sehr geringen Mengen enthalten. Speziell untersuchte, in die Matrix eingebettete Einschlüsse könnten auf Grund ihrer Zusammensetzung Gipszuschlagkörner sein.

Eine Betrachtung der Polfiguren der Mörtel 2, 3 und 6, ermittelt mit Hilfe einer modifizierte Diffraktometeranlage MZ IV an der TU Clausthal ergab eine [010] Fasertextur der Kristalle. Auf Grund der relativ geringen, nicht quantifizierbaren Aussagefähigkeit, wurde auf weitere diesbezügliche Untersuchungen verzichtet.

Eine starke Differenzierung der Mörtel bezüglich Shore-Härte scheint nicht möglich, da fast alle Proben eine nahezu gleiche Härte aufweisen. Lediglich die Probe 6 ist von geringerer Härte.

Porositätsmessungen ergaben, daß die Proben 3 und 7 neben Kapillarporen auch Luftporen (stark erhöhter Mittelwert des Porenradius) enthalten. Der prozentuale Anteil der Porenfraktion weist bei diesen Proben 2 Maxima aus: 0,8 bzw. 1,5 m m sowie 100 m m. Für die übrigen Mörtelproben zeichnen sich geringe Unterschiede ab: das Maximum des prozentualen Anteiles der Porenfraktionen schwankt im Bereich von 0,7 ... 2 m m.

Im Ergebnis der Dünnschliffmikroskopie lässt sich feststellen, dass die Mineralverteilung im Gefüge, Texturen und Mikrorisse in Gipszuschlagkörnern sowie Poren in der Bindemittelmatrix erkennbar sind. Zur Unterscheidung von Mörteln, hergestellt aus aktuellen Bindemitteln, ist diese Methode sicher weniger geeignet, da sich die Gipskristalle wegen der geringen Lichtbrechung kaum unterscheiden (im parallel polarisiertem Licht). Hier sind mit Hilfe der Elektronenmikroskopie bessere Aussagen zu erwarten.

Die Elektronenmikroskopie macht deutlich, dass die Kristallgröße und Kristallform des Gipses in historischen Mörteln sehr unterschiedlich sein können:

    Klein (< 1 m m), vereinzelt, bis nahezu kugelförmig gedrungen,

    Klein und verwachsen,

    Groß (ca. 10 m m), vereinzelt, quaderförmig,

    Groß (> 10 m m), nadelförmig, einzeln oder verwachsen.

Auswirkungen scheint in erster Linie das Verhältnis CaO zu SO3 zu haben, welches indirekt den Dolomit- bzw. Calciumcarbonatanteil charakterisiert. Ein großes Verhältnis bedeutet einen erhöhten Gehalt an den Dolomit- bzw. Calciumcarbonat und führt meist zu sehr feinen, oft verwachsenen Dihydratkristallen (blumenkohlartiges Aussehen).

Ein über 20 Jahre im Außenbereich funktionierender Maschinenputzgips wurde in diese Untersuchungen einbezogen. Allerdings ergaben sich hierbei keinerlei Besonderheiten.

Weitere Untersuchungen sind nur dann Erfolg versprechend, wenn eine gezielte Probenahme mit Kenntnis der Exposition möglich ist. Dabei kann man sich auf ausgewählte Untersuchungsmethoden beschränken.

 

Literatur

/1/ Krämer, G.: Anwendung von hydrophobem Gipsbinder im Bauwesen

BAUZEITUNG 42 (1988) 4. S. 173 - 176

/2/ Lucas, H. G.: Gips als historischer Außenbaustoff in der Windsheimer Bucht

Aachen, 1992. RWTH Aachen, Fakultät für Bergbau, Hüttenwesen und Geowissenschaften, Diss.. 247 S.

/3/ Hundt, J.: Untersuchungen zur Instandsetzung von Gipsstuckfassaden

BAUTENSCHUTZ + BAUSANIERUNG 16 (1993). S. 122 125

/4/ Lucas, H. G.; Ludwig, U.; Oel, H. J.: Die Beständigkeit historischer Gipsmörtel innen und außen

Bauphysik 17 (1995) 1. S. 17 26

/5/ Hernandez, F.; Trivino, F.; Menendez, I.: Verminderung der Porosität von erhärtetem Stuckgips durch Imprägnieren mit Salzlösung

ZKG INTERNATIONAL 49 (1996) 7. S. 408 411

/6/ Henning, O.; Eggert, O.: Zur feuchtigkeitsbedingten Veränderung von Gipsbaustoffen

ZKG INTERNATIONAL 52 (1999) 3. S. 154 159

/7/ Vogel, D.; Follner, H.; Jacobi, H.; Kulke, H.; Brokmeier, H.-G.: Charakterisierung und Nachstellung historischer Gipse und Vergleich mit heute bekannten Präparaten

ZKG INTERNATIONAL 52 (1999) 11. S. 640 648

/8/ W. Binnewies: Der historische Gipsbrennversuch im Rocogipswerk Dorste

In: Sösetalgeschichte(n) und andere (Band 3, S. 157 167). Förste, 2000. 192 S.

/9/ Arens, P.; Knöfel, D.: Entwicklung wasseresistenter Mauermörtel auf Gipsbasis für den Außenbereich und deren Einsatz an ausgewählten Objekten

In: Tagungsbericht der 14.ibausil (Band 2). Weimar, 2000. S. 2-0123 2-0132

 

Die Untersuchungen zu dieser Thematik wurden im Auftrag des Bundesverbandes der Gips- und Gipsbauplattenindustrie e.V. durchgeführt. Die Verfasser bedanken sich für die interessante Aufgabenstellung und die anregenden Diskussionen im Zusammenhang mit der Erarbeitung dieser Publikation. Ein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Follner (TU Clausthal) für die durchgeführten Texturuntersuchungen sowie dem Bereich Forschung und Entwicklung der Gebr. Knauf Westdeutsche Gipswerke in Iphofen.

 

 

 

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